Wir erklären die ersten Schritte mit dem Betriebssystem Debian 12 und dem KDE Desktop, Vergrößerungsmöglichkeiten und Screenreader-Einrichtung. Vieles was wir hier erläutern, trifft auch auf andere Linux-Distributionen zu, die den KDE-Desktop verwenden.
Nach dem Einloggen erwartet Sie ein klassischer Desktop mit einer Symbolleiste am unteren Bildschirmrand.
Ganz links die Schaltfläche mit dem KDE-Logo öffnet den Anwendungsstarter, der aber auch über die Windows-Taste (Super-Taste) zu erreichen ist.
Das nächste Symbol sind die Systemeinstellungen. Im Modul „Erscheinungsbild“ gibt es unzählige Möglichkeiten der individuellen Gestaltung. Auch Einstellungen, die bei anderen Distributionen in den Bedienungshilfen vorgehalten werden, findet man hier.
Hinweis: Alle Änderungen benötigen eine Bestätigung mit dem Button „Anwenden“, damit sie wirksam werden.
Das Symbol mit der Einkaufstasche führt zur Programmverwaltung „Discover“. Hier finden Sie alle bereits installierten Anwendungen, rufen Updates ab oder installieren neue Programme.
Das Ordner-Symbol daneben öffnet die Dateiverwaltung „Dolphin“, mit u.a. den Verzeichnissen des Benutzers, wie z.B. Dokumente, Bilder, Downloads.
Und dann noch der Webbrowser Firefox.
Die Symbole auf der rechten Seite sind selbsterklärend.
Für alle Symbole erscheint beim Überfahren mit der Maus eine Beschriftung.
Vergrößern – Erste Hilfe
Möglicherweise ist Ihnen die Schrift jetzt erst einmal viel zu klein? Schnelle Hilfe bringt die eingebaute Vergrößerungsfunktion. Dazu halten Sie die Super (Windows) -Taste gedrückt und betätigen zusätzlich die Plus-Taste. Pro Tastendruck erhöht man um eine Stufe. Wieder verkleinert wird mit Super + Minus-Taste
(Bindestrich). Im vergrößerten Modus bewegt sich der Fokus mit dem Mauszeiger.
Aktualisierungen
Es empfiehlt sich nach einer Neu-Installation immer, zunächst zu prüfen, ob Updates für das System vorhanden sind. Dazu öffnen Sie die Programmverwaltung. Die Aktualisierungen befinden sich ganz unten in der Seitenleiste.
Es kann vorkommen, dass nach dem ersten Systemstart eine Fehlermeldung wegen der nicht erreichbaren DVD erscheint. Gemeint ist damit allgemein das Installations-Medium, auch wenn ein USB-Stick verwendet wurde.
Um dies zu beheben, wechseln Sie zum Menüpunkt „Einstellungen“ und entfernen Sie den Haken vor „cdrom …“
Sie müssen dazu das root-Passwort eingeben, das Sie während der Installation festgelegt haben.
Starten Sie dann die Programmverwaltung neu. Nun können Sie Aktualisierungen abrufen.
Im regulären Betrieb prüft das Betriebssystem selbständig, ob Aktualisierungen vorliegen und informiert den Benutzer mit einer Benachrichtigung.
Anzeige-Einstellungen
Die Anzeige-Einrichtung von KDE liefert eine abgestufte Skalierung. Sie erreichen sie über die Systemeinstellungen. Tippen Sie einfach „Anzeige“ in das Suchfeld oben.
Über den Schieberegler oder das Drehfeld erhöhen Sie die Skalierung. Wir haben 150% gewählt. Die neue Einstellung muss über die Schaltfläche „Anwenden“ bestätigt werden. Im Falle der Bildschirmeinstellungen kommt nochmals eine Dialogbox, mit „Beibehalten“ wird die Änderung wirksam, tun Sie nichts, wird die Einstellung wieder zurückgesetzt.
Je nach Bildschirmgröße ist mit der höheren Skalierung möglicherweise nur noch ein Ausschnitt des aktuellen Fensters zu sehen wie im Screenshot unten.
Sie können aber das Fenster einfach bei gedrückter Super-Taste mit der Maus verschieben, so dass dennoch alle Schaltflächen erreichbar sind. Zusätzlich lässt sich das Fenster mit der Maus verkleinern, wenn man am Fensterrand greift. Die richtige Position am Fensterrand wird durch einen veränderten Mauszeiger signalisiert.
Haben Sie ein Fenster „kleiner gezogen“, stehen Laufleisten zur Verfügung, um den Fensterinhalt zu verschieben.
Farben
Natürlich gibt es auch einen Dark Mode, zu finden über den Menüpunkt „Schnelleinstellungen“ der Systemverwaltung. Von hier aus können Sie auch ein anderes Hintergrundbild wählen.
Und es gibt noch Variationen:
Zusätzlich ist die Akzentfarbe wählbar.
Neben den bereits vorhandenen Themen können Sie weitere installieren mit „Neues globales Design holen“.
Schriftgröße
Über „Erscheinungsbild > Globales Design > Schriftarten“ ist die Schriftgröße für verschiedene Bereiche separat konfigurierbar.
Wir haben für den Bereich „Allgemein“ die Schriftgröße auf 12 pt erhöht.
Mauszeiger
Form und Größe des Mauszeigers ändert man mit der Option „Zeiger“ anpassen:
Symbolleiste
Mit einem Rechtsklick auf die Symbolleiste öffnet man ein Bearbeitungsmenü, über das verschiedene Einstellungen vorgenommen und zusätzliche Miniprogramme installiert werden können. Wir haben die „analoge Uhr“ ausgewählt.
Größe und Position der Uhr lassen sich ändern.
Den Bearbeitungsmodus verlässt man mit einem Klick auf den roten Punkt mit dem X
.
Bedienungshilfen
Die Optionen für die Bedienungshilfen findet man in der Systemverwaltung mit dem Suchbegriff „Zugangshilfen“. Anders als bei Linux-Distributionen mit GNOME-Desktop ist hier für den Bereich „Sehen“ nur die Sprachausgabe angesiedelt. Alle anderen Einstellungen für Vergrößerung und Kontrast sind über die Systemeinstellungen verteilt, wie oben beschrieben.
Screenreader
Um die Sprachausgabe „Orca“ zu starten, kann man auch einfach den Namen „orca“ in das Suchfeld des Anwendungsstarters eingeben. Das ist sicherlich der einfachste und schnellste Weg.
Mit der Schaltfläche „Orca Screenreader Einrichtung starten“ wird die Sprachausgabe gestartet und ein Einrichtungsfenster geöffnet.
Hinweis: Sind Skalierung und Schriftgröße erhöht, ist das Fenster der Screenreader-Einstellungen größer als der Bildschirm, es lässt sich nicht verkleinern und hat keine Bildlaufleisten. Man kann das Fenster aber bei gedrückter Super-Taste verschieben, und so die Schaltflächen „Hilfe“, „Anwenden“, „Abbrechen“ und „OK“ auch mit der Maus erreichen.
Eigentlich braucht man das aber gar nicht. Alle Bereiche des Fensters lassen sich mit der Tastatur (Tab-Taste, Umschalt + Tab, Pfeiltasten) auch für weniger erfahrene Nutzer navigieren. Orca liest wirklich alles vor.
Wichtig ist, geänderte Einstellungen entweder direkt im aktuellen Tab mit „Anwenden“ zu bestätigen oder die Screenreader-Einstellungen zum Abschluss über den Button „OK“ zu verlassen.
Allgemein
Hier findet man die Grundeinstellungen für die Sprachausgabe. Für das Tastaturlayout wählen Sie zwischen Desktop und Laptop. Der nächste Punkt aktiviert das Maus-Echo. Auch lassen sich eigene Profile definieren.
Stimmeneinstellungen:
Mit der Option Stimmtyp wählt man aus, für welchen Vorlese-Kontext die Stimmeinstellungen verändert werden sollen. So kann man z.B. für den Standard-Kontext eine höhere Geschwindigkeit festlegen, zum Lesen von Links eine andere Stimme und eine langsamere Geschwindigkeit. Sprachsystem ist der Speech Dispatcher, das können Sie so belassen. Für die Sprache ist bereits „de“, deutsch voreingestellt. Mit der Option „Person“ lassen sich viele weitere Stimmvariationen wählen. Am besten zu verstehen – auch bei hoher Geschwindigkeit – ist die Standardstimme.
Sprache:
Hier können Sie die Sprache deaktivieren und die Ausgabe ausschließlich auf die Braille-Zeile leiten. Einstellungen für die Ausführlichkeit der gesprochenen Erläuterungen, die Satzzeichen und den gesprochenen Kontext werden hier ebenfalls getroffen.
Braille-Einstellungen:
Für die Braille-Tabelle ist schon die gängige Einstellung „Kurzschrift“ und „Computerbraille 8 Punkt“ vorgegeben, mit der die meisten Braille-Zeilen umgehen können. Die Ausführlichkeit für die Braille-Anzeige kann separat bestimmt werden. Auswahlindikator und Link-Braillemarkierung liegen auf den Punkten 7 und 8. Die Dauer für Blitzmeldungen ist auf 5 Sekunden voreingestellt.
Echo:
Mit dem Tastaturecho wird bestimmt, welche Tasten beim Betätigen angesagt werden sollen. Tastaturecho: „zeichenweise“ und „wortweise“ ist standardmäßig nicht aktiviert, aber meist sehr hilfreich, um Schreibfehler zu vermeiden.
Tastaturbelegung und Tastenkombinationen:
Sie finden hier eine Übersicht über die Tastenkombinationen, die auch geändert werden können. Insbesondere die Meta-Taste kann auf von Insert auf Caps-lock gelegt werden, wenn auf der Tastatur kein Nummernblock vorhanden ist. Eine entsprechende Einstellung bewirkt auch die Wahl zwischen „Desktop“ und „Laptop“ im Tab „Allgemein“.
Aussprachewörterbuch:
Das Aussprachewörterbuch ist noch leer.
Mit der Schaltfläche „Neuer Eintrag“ unten links wird eine Tabellenzeile angelegt, der Cursor steht im Eingabefeld. Leider ist die zweite Spalte für den Ersatztext nicht mit der Tabulator-Taste zu erreichen, nur mit der Maus.
Textattribute:
Über den Tab Textattribute legt man fest, welche Formatierungen mit vorgelesen und ob sie auf der Braille-Zeile angezeigt werden sollen.
Root-Benutzer
Manche Einstellungen können Sie nicht als normaler Benutzer vornehmen. Sie benötigen dazu root-Rechte, müssen also als Administrator agieren. Debian sieht dafür ein eigenes root-Benutzerkonto vor, für das man bereits während der Installation des Betriebssystems ein Passwort festlegt.
Bei anderen Linux-Distributionen wechselt man einfach in einen „root-Modus“, indem man sein eigenes Benutzerpasswort eingibt bzw. im Terminal den auszuführenden Befehl „sudo“ voranstellt und dann nach dem Passwort gefragt wird.
Unter Debian funktioniert das nicht. Hier müssen Sie bei einer grafischen Passwort-Abfrage, also in einer Dialogbox das Root-Passwort und nicht Ihr eigenes eingeben. Im Terminal wechselt man zunächst in das root-Konto mit „su“ und gibt dann das root-Passwort ein. Anschließend können alle Kommandos ohne vorangestelltes „sudo“ eingegeben werden.
Hinweis: Bei der Eingabe des Passworts im Terminal werden keine Punkte oder sonstige Platzhalter angezeigt, Sie erhalten also keine optische Rückmeldung über das, was Sie eintippen.
Man verlässt das root-Konto im Terminal wieder mit exit
.
Dateiverwaltung
Sehr viele nützliche Funktionen bietet die Dateiverwaltung „Dolphin“. Das Programm lässt sich auch optisch an die eigenen Vorlieben anpassen. Alle Funktionen verbergen sich hinter dem Hamburger-Menü rechts oben.
Wem gleich erst einmal die Menüleiste fehlt, schaltet sie mit der Tastenkombination Strg + M
ein. Zusätzliche Informationen in der Seitenleiste kann man über das Menü „Seitenleisten anzeigen > Informationen“ oder der Taste F11 zuschalten.
Sehr nützlich, um zu lernen, wie man mit dem Terminal Dateien verwaltet, ist die Option „Seitenleisten anzeigen > Terminal“ oder „weitere > Extras > Terminalleiste aktivieren“.
Damit wird ein Terminal-Fenster unterhalb des Programmfensters eingeblendet. Jede Aktion, die Sie oben im grafischen Bereich mit der Maus ausführen, wird unten im Terminal mit dem entsprechenden Befehl abgebildet – und umgekehrt.
Zum Ausprobieren klicken Sie auf den Ordner Dokumente: im Terminal erscheint cd
, gefolgt vom Pfad. Der Ordner ist noch leer; mit dem Kommando touch
im Terminal legt man eine Datei an und sie wird auch gleich oben angezeigt.
touch demo.txt
Schreiben Sie etwas hinein in die neue Datei:
echo "Schreib was hinein" > demo.txt
Und lassen Sie den Inhalt der Datei im Terminal ausgeben:
cat demo.txt
Mit der Taste F4 kann man das Terminal ein- und ausblenden.
Das Aussehen des Programmfensters lässt sich weiter anpassen über das Menü „Einstellungen > Dolphin einrichten“. Insbesondere kann die Schift für die Ordner mit der Option „Ansicht“ auf „Benutzerdefiniert“ umgestellt werden.
Ausschalten
Der Knopf zum Ausschalten verbirgt sich auch hier im Anwendungsstarter. Mit der Schaltfläche „Verlassen“ stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Dann folgt ein weiterer Bildschirm, in dem Sie die Auswahl noch ändern können.
Sie sehen an den beiden Bildschirmfotos, dass die höhere Skalierung beim Ausschalten des Systems erhalten bleibt. In gleicher Weise wird auch der Login-Bildschirm nach einem Ruhezustand präsentiert.
Fazit
Mit Debian wählen Sie ein sehr stabiles Betriebssystem, das auch auf älteren Rechnern gut läuft. Wer sein System gerne individuell gestaltet, findet bei KDE unzählige Möglichkeiten, die wir hier längst nicht alle zeigen können.
Nicht gut funktioniert hat bei unserer Beispiel-Installation hingegen die Verwendung des Screenreaders mit der KDE-Desktopumgebung. Nach dem Abmelden und wieder Anmelden am Benutzerkonto mussten wir Orca jedes Mal neu starten. In einigen Bereichen des Systems liest Orca nichts vor. So z.B. wird im Suchfeld des Anwendungsstarters nur der erste Buchstabe des eingegebenen Begriffs gelesen, im Terminal wurden überhaupt keine Eingaben gelesen. Auch das Menü erreicht man in vielen Programmen nicht wie gewohnt mit der Alt-Taste, bestenfalls zusammen mit einem Buchstaben. Wer also die Sprachausgabe nutzt, sollte lieber Debian mit GNOME-Desktop einsetzen.