Wir zeigen die ersten Schritte mit Ubuntu 24.04, Einstellungen zur Anpassung von Schrift, Skalierung, Farbe und Kontrast, Bedienungshilfen für den Bereich „Sehen“ und Screenreader Orca.
Nach dem ersten Start des Betriebssystems führt ein Assistent den Benutzer durch die ersten Einrichtungsschritte. Allerdings sind nicht alle Bereiche des Assistenten für den Screenreader zugänglich. Falls Ihnen auch die Schrift noch zu klein ist, können Sie den Assistenten einfach schließen. Alle angebotenen Einstellungen lassen sich auch später vornehmen.
Der Desktop
Das Dock mit verschiedenen App-Icons auf der linken Seite entspricht der Taskleiste unter Windows. Die Schaltfläche ganz unten mit Ubuntu-Logo sowie die weiße Schaltfläche oben links in der Fensterleiste führen zu einer grafischen Darstellung aller Programme (App-Übersicht). Mit der App-Übersicht öffnet sich zugleich ein Suchfeld am oberen Bildschirmrand. Der Cursor ist bereits dort positioniert und Sie können einfach mit dem Eintippen des Suchbegriffes beginnen. Das Suchfeld erreichen Sie auch mit der Windows-Taste, die unter Linux meist als Super-Taste bezeichnet wird. Das ist die schnellste Art, ein Programm, einen Ordner oder eine Datei zu finden und insbesondere für Screenreader-Nutzer wichtig.
Die Navigation mit Screenreader auf dem Desktop funktioniert nicht wie z.B. von Windows gewohnt mit der Tabulator- und den Pfeil-Tasten. Sie können aber alle Funktionen über das Suchfeld ansteuern, auch „Ausschalten“ oder „Abmelden“ vom Rechner.
Updates
Ubuntu prüft automatisch, ob Updates vorhanden sind und zeigt dies durch ein Hinweisfenster an. Die Updates sollten Sie zuerst durchführen. Oft wird danach ein Neustart erforderlich.
Eine weitere Möglichkeit für Aktualisierungen liefert das App-Center:
Neue Anwendung installieren
Stehen Updates zur Verfügung, wird dies durch eine grüne Markierung beim Menü „Verwalten“ angezeigt.
Das App-Center stellt viele Anwendungsprogramme zur Verfügung, die Sie einfach mit der Schaltfläche „Installieren“ ihrem System hinzufügen. In der App-Übersicht landen neue Programme ganz am Ende, lassen sich aber verschieben.
Hilfe
Eine gute Einführung in die Funktionen des Betriebssystems liefert ein Tutorial, das sich hinter dem blauen Icon mit dem Fragezeichen verbirgt.
Wichtig: mit Screenreader kann man nach dem Start des Tutorials ggf. nicht mit den Pfeiltasten Zeile für Zeile vorlesen lassen, statt dessen wird nur die Ansicht verschoben. Abhilfe schafft die Taste F7
. Man schaltet damit die sogenannte Caret-Navigation ein und auch wieder aus. Dies gilt auch für viele andere GNOME-Anwendungen. Anschließend einmal mit der Maus ins Fenster klicken und dann kann man mit den Pfeiltasten navigieren und die Zeile wird vorgelesen. Die einzelnen Themenbereiche sind mit der Tabulatortaste navigierbar.
Das Tutorial liefert auch Hinweise zur Benutzung der Bedienungshilfen und speziell ein Handbuch zum Screenreader Orca.
Einstellungen
Die Systemeinstellungen – die unter Ubuntu einfach „Einstellungen“ heißen, finden Sie schnell durch Druck auf die Super-Taste und Eingeben der ersten Buchstaben „eins“
Das Aussehen der Benutzeroberfläche und der einzelnen Anwendungen kann man allgemein über die Systemeinstellungen und speziell im Bereich der Bedienungshilfen anpassen.
Innerhalb der Systemeinstellungen steht ebenfalls ein Suchfeld zur Verfügung, um schnell einen der Menüpunkte aus der Seitenleiste zu finden.
Skalierung der Bildschirmdarstellung
Über den Menüpunkt Anzeigegeräte der Einstellungsverwaltung kann man unterschiedliche Skalierungen für die Darstellung wählen. Die angebotenen Optionen sind je nach vorgewählter Auflösung unterschiedlich.
Die vorgegebenen Prozentwerte von hier 100% bis zu 400% funktionieren gut. Aktiviert man hingegen die Fraktionelle Skalierung, stehen 25%- Schritte zur Verfügung.
Sie können auch ruhig mit der Auflösung experimentieren. Die gewählte neue Einstellung wird erst wirksam, wenn dies explizit bestätigt wird, anderenfalls wird die Einstellung wieder zurückgesetzt. Wenn also nach der Umstellung auf einen anderen Wert kurzfristig der Bildschirm dunkel bleibt, muss man einfach nur warten.
Dunkler Modus und Akzentfarbe
Ein dunkler Modus steht systemweit zur Verfügung. Zusätzlich kann man aus mehreren Akzentfarben wählen und damit die Farbe von Schaltflächen und Systemtext anpassen.
In diesem Menü können Sie auch den Desktop-Hintergrund wechseln oder eigene Bilder für den Hintergrund wählen.
Schreibtisch und Symbole
Der Menüpunkt „Ubuntu Schreibtisch“ bietet die Möglichkeit, das Dock in Größe und Aussehen anzupassen.
Anwendungen werden über das Kontextmenü (rechte Maustaste) zum Dock hinzugefügt oder entfernt.
Maus und Touchpad
Insbesondere bei großen Bildschirmen hilft eine schnellere Mauszeiger-Geschwindigkeit ungeduldigen Nutzern.
Bedienungshilfen
Das Menü Barrierefreiheit beinhaltet Einstellungen für
- Sehen
- Hören
- Tippen
- Zeigen und Klicken
- Vergrößern
Sehen
Hier finden Sie unter anderem die Option für größere Schrift, höheren Kontrast und die Aktivierung des Bildschirmlesers Orca. Auch die Größe des Mauszeigers lässt sich hier anpassen.
Zeigen und Klicken
Die Option „Tastaturmaus“ ermöglicht die Steuerung der Maus über die Tasten des Ziffernblocks. Hilfreich ist auch „Mauszeiger finden“, womit ein farbiger Kreis beim Mauszeiger aufleuchtet, sobald die Strg-Taste gedrückt wird.
Texteingabe
Unter anderem kann man hier das Blinken des Eingabe-Cursors aktivieren und deren Frequenz bestimmen.
Vergrößern
Ubuntu hält unterschiedliche Möglichkeiten zur Vergrößerung vor. Voreingestellt ist der Vollbildmodus und eine Vergrößerung in Schritten von je 100%, es können aber auch geteilte Ansichten und niedrigere Vergrößerungsfaktoren gewählt werden.
Ist die Vergrößerung aktiviert, folgt in der Grundeinstellung der Fokus dem Mauszeiger.
Auch ein Fadenkreuz, dessen Aussehen konfigurierbar ist, lässt sich zuschalten. Das hilft z.B bei Arbeiten in langen Tabellen.
Mit dem Farbfilter können Helligkeit, Kontrast und Farbintensität angepasst werden.
Hinweis: Wählen Sie als Vergrößerungsfaktor 1.00, so wird der Bildschirm trotz eingeschalteter Vergrößerungsfunktion nicht vergrößert. Sie können dann aber alle Zusatzfunktionen wie Farbfilter und Fadenkreuz nutzen.
Screenreader Orca
Fast alle gängigen Linux-Distributionen verwenden als Sprachausgabe den Screenreader Orca. Man aktiviert den Bildschirmleser mit der Tastenkombination
Super + Alt + S
über das Accessibility-Symbol in der oberen Fensterleiste oder über „Einstellungen > Barrierefreiheit > Sehen > Bildschirmleser“.
Das Einstellungsmenü öffnet man mit der
Orca-Zusatztaste + Leertaste
(bei einem Tastaturlayout Desktop ist das die Einfüge-Taste auf dem Nummernblock, der dazu ausgeschaltet sein muss, bei Notebook-Layout die CapsLock-Taste). Sollte das nicht funktionieren, können Sie auch in einem Terminal-Fenster den Befehl
orca -s
eingeben, gefolgt von Enter
. Mit dem Schlißen des Terminals wird die Sprachausgabe beendet, die entsprechende Schaltfläche im Menü der oberen Fensterleiste bleibt aber aktiv! Abhilfe schafft aus- und wieder einschalten.
Alle Änderungen, die Sie hier vornahmen, müssen ausdrücklich mit der Schaltfläche „Anwenden“ bestätigt werden. Auch mit „OK“ werden die Änderungen wirksam, gleichzeitig aber die Anwendung geschlossen.
Hinweis: Es kann vorkommen, dass bei erhöhter Skalierung und / oder Schriftgröße, das Fenster der Screenreader-Einstellungen größer als der Bildschirm ist. Das Fenster lässt sich nicht verkleinern und hat keine Bildlaufleisten. Man kann das Fenster aber bei gedrückter Super-Taste mit der Maus verschieben, und so die Schaltflächen „Hilfe“, „Anwenden“, „Abbrechen“ und „OK“ auch mit der Maus erreichen. Sie können auch alle Schaltflächen mit der Tabulator-Taste ansteuern.
Allgemein
Hier findet man die Grundeinstellungen für die Sprachausgabe. Für das Tastaturlayout wählen Sie zwischen Desktop und Laptop. Der nächste Punkt aktiviert das Maus-Echo. Auch lassen sich eigene Profile definieren.
Stimmeneinstellungen
Mit der Option Stimmtyp wählt man aus, für welchen Vorlese-Kontext die Stimmeinstellungen verändert werden sollen. So kann man z.B. für den Standard-Kontext eine höhere Geschwindigkeit festlegen, zum Lesen von Links eine andere Stimme und eine langsamere Geschwindigkeit. Sprachsystem ist der Speech Dispatcher, das können Sie so belassen. Für die Sprache ist bereits „de“, deutsch voreingestellt. Mit der Option „Person“ lassen sich viele weitere Stimmvariationen wählen. Am besten zu verstehen – auch bei hoher Geschwindigkeit – ist die Standardstimme.
Sprache
Hier können Sie die Sprache deaktivieren und die Ausgabe ausschließlich auf die Braille-Zeile leiten. Einstellungen für die Ausführlichkeit der gesprochenen Erläuterungen, die Satzzeichen und den gesprochenen Kontext werden hier ebenfalls getroffen.
Braille
Für die Braille-Tabelle ist schon die gängige Einstellung „Kurzschrift“ und „Computerbraille 8 Punkt“ vorgegeben, mit der die meisten Braille-Zeilen umgehen können. Die Ausführlichkeit für die Braille-Anzeige kann separat bestimmt werden. Auswahlindikator und Link-Braillemarkierung liegen auf den Punkten 7 und 8. Die Dauer für Blitzmeldungen ist auf 5 Sekunden voreingestellt.
Echo
Mit dem Tastaturecho wird bestimmt, welche Tasten beim Betätigen angesagt werden sollen. Tastaturecho: „zeichenweise“ und „wortweise“ ist standardmäßig nicht aktiviert, aber meist sehr hilfreich, um Schreibfehler zu vermeiden.
Tastaturbelegung und Tastenkombinationen
Sie finden hier eine Übersicht über die Tastenkombinationen, die auch geändert werden können. Insbesondere die Meta-Taste kann auf von Insert auf CapsLock gelegt werden, wenn auf der Tastatur kein Nummernblock vorhanden ist. Eine entsprechende Einstellung bewirkt auch die Wahl zwischen „Desktop“ und „Laptop“ im Tab „Allgemein“.
Aussprachewörterbuch
Das Aussprachewörterbuch ist zunächst noch leer.
Mit der Schaltfläche „Neuer Eintrag“ wird eine Tabellenzeile angelegt, der Cursor steht im Eingabefeld. Leider ist nach der Eingabe eines neuen Wortes in der ersten Spalte die zweite Spalte für den Ersatztext nicht mit der Tabulator-Taste zu erreichen, mit der Maus aber schon.
Textattribute
Über den Tab Textattribute legt man fest, welche Formatierungen mit vorgelesen und ob sie auf der Braille-Zeile angezeigt werden sollen.
Viele der Funktionen können Sie auch direkt über das Accessibility-Symbol rechts in der oberen Fensterleiste aufrufen.
Orca-Handbuch
Weitere Anleitungen finden Sie über die oben beschriebene GNOME-Hilfe, die auch ein Handbuch für Orca vorhält.
Einen Überblick über die Tastenkombinationen für Orca bietet die Webseite:
GNOME Optimierungen
Mit der App „Optimierungen“ oder Tweaks, die Sie nachträglich über das App-Center installieren können, stehen weitere Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Insbesondere lassen sich in der App die Schriftgrößen entweder für das gesamte System skalieren oder für einzelne Bereiche konkrete Schriftarten und -größen zuordnen.
Der Skalierungsfaktor ist hier bereits auf 1.25 gesetzt, wenn in den Bedienungshilfen „Große Schrift ausgewählt“ ist.
Der Dateimanager mit zusätzlich vergrößerter Schrift:
Dem Mauszeiger oder den Symbolen können andere Themen zugeordnet werden. Im Screenshot unten der Mauszeiger „Redglas“ hebt sich gut von der dunklen Umgebung ab
Zusätzlich kann man im Menü „Maus und Tastfeld“ die Option „Ort des Zeigers“ aktivieren. Dann erscheint beim Drücken der Strg-Taste ein farbiger Kreis um den Mauszeiger.
Fazit
Auch wenn noch nicht alle Bereiche gut mit dem Screenreader zu bedienen sind, so bekommt man mit Ubuntu 24.04 dennoch ein sehr gut anpassbares und augenfreundliches Betriebssystem. Das ausprobieren lohnt sich unbedingt.