Wir zeigen, wie man Fedora 40 Workstation an die eigenen Sehgewohnheiten anpassen kann und geben eine kurze Einführung in die Bedienungshilfen. Das Betriebssystem verwendet den GNOME-Desktop in der Version 46.
Die ersten Schritte nach der Neu-Installation des Systems haben wir bereits im vorangehenden Artikel kurz erläutert.
Einstellungen
Nach dem Login erwartet Sie der aufgeräumte Desktop mit dem Dock am unteren Bildschirmrand.
Von hier aus haben Sie mehrere Möglichkeiten, die Systemeinstellungen, die bei GNOME einfach nur „Einstellungen“ heißen, aufzurufen.
- Tippen Sie die Anfangsbuchstaben in das Suchfeld, der Cursor ist bereits dort positioniert. Sie brauchen also nur lostippen: „eins“; oder
- klicken Sie auf das Hintergrundbild, verschwindet das Dock. Anschließend öffnet ein Klick mit der rechten Maustaste oder ein zwei-Finger Tip das Kontextmenü u.a. mit dem Menüpunkt „Einstellungen“; oder
- klicken Sie auf die Schaltfläche mit den neun Punkten unten rechts im Dock, dann sehen Sie die Einstellungen mit dem Zahnradsymbol; oder
- über das Systemmenü oben rechts in der Fensterleiste
In Programm „Einstellungen“ selbst finden Sie alle standardmäßig zur Verfügung stehenden Einstellungen am schnellsten über das Lupensymbol oben links (oder die Tastenkombination Strg + F
) und Eingabe eines Suchbegriffs in das sich öffnende Suchfeld.
Schriftgröße
Geben Sie „Schrift“ in das Suchfeld ein und der Menüpunkt „Barrierefreiheit“ wird angeboten. Im Bereich „Sehen“ lässt sich die Schrift mit „große Schrift“ systemweit um 25% erhöhen.
Wem das noch nicht ausreicht, hat zwei weitere Möglichkeiten:
- weitere Erhöhung der Schriftgröße mit der App GNOME-Optimierungen
- Skalierung des gesamten Bildschirms über die Anzeige-Einstellungen
GNOME-Optimierungen
Das Programm müssen Sie zunächst über die Software-Verwaltung installieren. Auch hier kommen Sie am schnellsten zum Ziel über die Suchfunktion (das Lupen-Symbol). Klicken Sie auf die Lupe und geben Sie einfach „Opt“ in das Suchfeld ein.
Sie können mit den Cursortasten oder mit der Maus zum Eintrag navigieren, Enter oder ein Klick öffnet das Unter-Menü:
Klicken Sie auf „Installieren“, das geht meist recht schnell. Über „Öffnen“ gelangen Sie direkt – nach einem kurzen Hinweis auf Änderungen – in das neue Programm.
Gleich der erste Menüeintrag ist „Schriften“. Damit kann man die Schriftart für verschiedene Bereiche, die Darstellung und vor allem die Skalierung der Schrift anpassen. Scrollen Sie nach unten. Die Skalierung ist bereits auf 1,25 erhöht, wenn Sie zuvor die „große Schrift“ aus den Bedienungshilfen gewählt haben. Tasten Sie sich schrittweise an den passenden Wert heran.
Zur Demonstration haben wir auf 2,00 erhöht. Einige Anwendungen erhalten dadurch ein etwas anderes Aussehen, die Benutzeroberfläche bleibt aber funktionsfähig. So ist nun bei „Dateien“ die Seitenleiste eingeklappt und legt sich beim Aufklappen über die Ordneransicht. Die Schaltfläche zum Umschalten in die Listen-Ansicht befindet sich nun unten rechts.
Über das Hauptmenü kann man in „Dateien“ übrigens auch die Symbolgröße anpassen.
Mit der Skalierung der Schrift werden tatsächlich systemweit alle Schriften angepasst. So auch das Datum, die Symbole der oberen Fensterleiste und die darüber zu erreichenden Schalter.
Das ist zum ersten Erkunden ggf. recht hilfreich, kennt man sich erst einmal im Betriebssystem aus, reicht meist auch eine kleinere Schrift. Bei Bedarf kann man die Bildschirmlupe hinzunehmen.
Fenster minimieren
Wer von einem anderen Betriebssystem zu Fedora wechselt, wird möglicherweise die Schaltflächen zum verändern der Fenstergröße vermissen. Mit den GNOME-Optimierungen, „Fenster > Knöpfe der Titelleiste“ kann man sie wieder „nachrüsten“.
Bildschirm skalieren
Statt der Schrift (oder auch zusätzlich) können Sie den gesamten Bildschirm skalieren (Einstellungen > Bildschirm). Welche Prozentzahlen dabei zur Verfügung stehen, richtet sich nach der gewählten Auflösung des Bildschirms.
Sie können hier ruhig ein wenig mit Auflösung und Skalierung experimentieren. Solange Sie die Umstellung nicht mit „Änderungen beibehalten“ bestätigen, kehrt die Anzeige automatisch in den Ausgangszustand zurück.
Bei einer hohen Skalierung kann es z.B. am Notebook passieren, dass das Fenster einer Anwendung größer dargestellt wird, als der Bildschirm und ohne Scroll-Leisten dann Schaltflächen nicht mehr zu erreichen sind. Alle Fenster lassen sich jedoch bei gedrückter Super-Taste (Windows-Taste oder Cmd auf dem Mac) mit der Maus verschieben.
Nicht mit vergrößert werden die Symbole im Dock und in der App-Übersicht, zugunsten der größeren Schrift. Beim Überfahren mit der Maus wird, soweit möglich, der vollständige Name angezeigt. Bei der Suche über den Suchbegriff ist das Bild dann aber ordentlich groß.
Dark-Mode und Hintergrund
Für ein blendfreies Arbeiten ist oft die Umstellung auf eine dunkle Darstellung hilfreich. Ebenso ist ein Hintergrundbild mit eher einheitlichen Farben, ohne sehr helle Bereiche für empfindliche Augen meist angenehmer. Beides ändert man über die Systemeinstellungen im Menüpunkt „Erscheinungsbild“. Über die Schaltfläche „Bild hinzufügen“ kann man auch eigene Bilder als Desktop-Hintergrund nutzen.
Hat man sich für den dunklen Modus entschieden, wird dieser bereits von den meisten Programmen übernommen. Als Beispiel unten die Dateiverwaltung und das Textverarbeitungsprogramm „LibreOffice“.
Bedienungshilfen
Der Menüpunkt Einstellungen > Barrierefreiheit enthält zahlreiche Optionen. Sehr praktisch ist zunächst die Möglichkeit, einen Schnellzugriff in die obere Menüleiste zu legen.
Sehen
Im Bereich „Sehen“ sind u.a. Einstellungen für größere Schrift, die Größe des Mauszeigers, die dauerhafte Anzeige von Bildlaufleisten und die Aktivierung der Vorlesefunktion „Bildschirmleser“ angesiedelt.
Zeigen und Klicken
Im Menü „Zeigen und Klicken“ kann man die Nutzung des Ziffernblocks zur Maussteuerung aktivieren und die linke Strg-Taste zum Finden des Mauszeigers bestimmen. Dies lässt kurzzeitig einen hellen Kreis beim Zeiger aufleuchten.
Vergrößerung
Der Menüpunkt „Vergrößerung“ enthält eine Lupenfunktion, ein Fadenkreuz und einen Farbfilter. Alle lassen sich den eigenen Bedürfnissen entsprechend anpassen.
Die Bildschirmlupe funktioniert ausgesprochen gut. Voreingestellt ist eine Vergrößerung auf 200 %, was in 25 % Schritten geändert werden kann. Am einfachsten zu handhaben ist sie in der Voreinstellung „Vollbild“ und „Bewegt sich mit dem Inhalt“. Möglich sind aber auch die Vergrößerung nur einer Bildschirmhälfte, angedockt oder dem Mauszeiger folgend.
Das Fadenkreuz hilft beim Bearbeiten langer Zeilen, z.B. in Tabellen. Farbe und Strichstärke des angezeigten Fadenkreuzes lassen sich individuell bestimmen.
Mit dem Farbfilter können Sie den Dunklen Modus etwas aufhellen oder den Hellen Modus etwas abdunkeln und dabei den Kontrast erhöhen oder die Farbe etwas zurücknehmen. Das ist oftmals angenehmer als die typische Ansicht „Hoher Kontrast“.
Fadenkreuz und Farbfilter können nur genutzt werden, wenn die Option „Bildschirm vergrößern“ aktiviert ist. Wer sie ohne Vergrößerung nutzen möchte, setzt einfach den Vergrößerungsfaktor im Bereich „Lupe“ auf 1.00.
Bildschirmleser
Fedora hat als Screenreader (Bildschirmleser) Orca bereits mit an Bord. Man aktiviert die Vorlesefunktion über das Programm „Einstellungen“, und den Menüpunkt Barrierefreiheit > Sehen > Bildschirmleser
oder schneller mit der Tastenkombination
Super + Alt + S
(die Super- Taste ist die Windows-Taste).
Einen Überblick über die Einstellungen für Orca finden Sie in unserem Beitrag zu Ubuntu 24.04:
Besonderheiten unter Fedora:
Nach dem Aktivieren von Orca spricht die voreingestellte Stimme mit häufigen Tonhöhenänderungen, z.B. für die Ansage des Status eines Kontrollkästchens.
Wem diese Tonhöhenänderungen zu viel sind, stellt in den Orca-Einstellungen den Sprachsynthesizer um von „Standardsynthesizer“ auf „espeak-ng“ und bestätigt die Umstellung mit „Anwenden“.
Die Orca-Einstellungen öffnet man mit der
Orca-Zusatztaste + Leertaste
oder im Terminal mit
orca -s
GNOME-Hilfe
Die Funktionen des GNOME-Desktops sind in der App „Hilfe“ gut dokumentiert.
Auch hier finden Sie das gewünschte Thema schnell über die Suchfunktion.
Die Hilfe liefert Informationen zu allen grundlegenden Einstellungen, Bedienungshilfen, Tastenkombinationen sowie Links zu weiterführenden Informationen.
Ausblick
Fedora 40 Workstation ist ein fortschrittliches und einfach zu bedienendes Betriebssystem für Notebook oder Desktop. Es lässt sich gut an die eigenen Bedürfnisse anpassen und verfügt standardmäßig bereits über viele Bedienungshilfen. Leider funktioniert der Bildschirmleser Orca in einigen Apps nicht oder nicht so, wie er sollte.